ROLAND - Alles Rechtens ?

ROLAND - Alles Rechtens ?

13. April 1978, Hamburger Morgenpost

Am 13. April 1978 war in der Hamburger Morgenpost zu lesen: "Einen dicken Auftrag im Wert von über 100 Millionen Mark hat Blohm + Voss ohne grosses Aufheben an Land gezogen. ...Bereits im Dezember dieses Jahres soll B + V den ersten Turm des Tiefflieger-Abwehrsystems `Roland' liefern. ...Bis zum Juni 1987 soll eine (geheimgehaltene) Anzahl dieser Panzertürme geliefert werden."
Tatsächlich hat B + V bis 1989 insgesamt 344 Turmgehäuse für Roland-Startanlagen produziert. Roland ist ein in deutsch-französischer Koproduktion gefertigtes Raketenwerfersystem, das auf Panzer oder Militär-LKWs montiert werden kann dessen Kriegszweck der Abschuss tieffliegender gegnerischer Flugzeuge ist. Die Gesamtverantwortung für die Serienfertigung ab 1976 lag bei MBB auf deutscher bei Aerospatiale auf französischer Seite; ihre gemeinsame Vertriebsfirma Euromissile hatte ihren Sitz in Paris. Von den Türmen für die Abschussanlage fertigten B + V in Hamburg die französische Firma Atelier des Construction de Tarbes (ATS) jeweils 50 Prozent. Einige Zusatzteile wurden, wie B+V-Manager Bötel 1984 erklärte, zu 100 Prozent in Hamburg hergestellt.

Die grössten Kontingente an Roland-Systemen bestellten Frankreich und Deutschland. Die Bundeswehr orderte zunächst 144 Startanlagen, die auf das Fahrgestell des Schützenpanzers Marder montiert wurden (die französische Seite wählte dagegen den Panzer AMX-30 als Träger des Waffensystems Roland). 1986 orderte die Hardthöhe für 1,8 Mrd. DM weitere 115 Roland-Systeme, die grösstenteils auf MAN-Schwerlastern installiert wurden. Darüber hinaus wurde dieses Raketensystem über Euromissile auch an weitere Länder verkauft, so Ende der 70er Jahre an Brasilien (4 Abschussanlagen), ab 1980 an Argentinien (mindestens 6), Venezuela (6), Nigeria (16), Katar (?) Spanien (18). Das bei weitem grösste Exportgeschäft wurde aber um 1981 mit dem Regime von Saddam Hussein abgeschlossen. Die ursprüngliche Bestellung des Irak umfasste 150 Roland-Systeme, tatsächlich geliefert wurden laut "Spiegel" 136 Startanlagen (mit 1050 Raketen). Auf dieses Geschäft muss sich die Aussage von B+V-Manager Bötel bezogen haben, der 1984 - ohne ein Empfängerland zu nennen - von Exportaufträgen für 150 Roland-Systeme sprach. Nach der von Bötel damals bekräftigten Devise "die Hälfte für uns" lieferte B + V auch beim Geschäft mit dem Irak 50 Prozent der Roland- Türme. Als es während des zweiten Golfkriegs am 23. Januar 1991 vor den Werkstoren von B + V aus Protest gegen die deutschen Irak-Aufrüster zu einer Blockadeaktion gekommen war, versicherte B+V-Chef Rohkamm der Öffentlichkeit scheinheilig: "Wir haben in den letzten 20 Jahren keine Geschäfte mit dem Irak gemacht". Dies war insofern keine Lüge, als das Roland-Geschäft ja von Euromissile abgeschlossen worden war, doch lenkte Rohkamm damit nur von dem Fakt ab, dass B + V durch Zulieferungen direkt vom Irak-Geschäft profitiert hatte.

Das Waffensystem Roland ist zwischen 1982-1991 in drei Kriegen zum Einsatz gekommen. Die von Argentinien 1982 auf die Falkland-Inseln verlegte Roland-Batterie soll mindestens ein britisches Kampfflugzeug (nach Angaben aus der französischen Rüstungsindustrie sogar vier bis fünf) abgeschossen haben.

Die Iraker holten im Krieg mit dem Iran, wie der "Spiegel" berichtete, mit ihren Roland-Systemen "reihenweise persische Piloten vom Himmel". Die Zahl der von irakischen Roland im zweiten Golfkrieg von 1991 abgeschossenen Kampfflugzeuge ist nicht bekannt.

Quelle


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